Deutsche wollen lieber absagen statt aktiv fordern

23. Februar, 2015

Aktive Absage bevorzugt: Deutsche wollen lieber absagen statt aktiv fordern

Der Fondsverband BVI hat fragen lassen was wäre, wenn Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge automatisch vom Gehalt abgezogen und durch den Arbeitgeber angelegt würden. Eine beeindruckende Mehrheit zeigt, dass die Deutschen diesen Weg unterstützen würden.

Aktuell gilt: Nach dem Gesetz sind Arbeitgeber seit 2002 verpflichtet, eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) für ihre Mitarbeiter bereitzustellen. Das müssen sie jedoch bei konkreter Nachfrage und Einforderung ihrer Arbeitnehmer tun – und das machen noch immer nur Wenige.

Bisher waren eher kleine und mittlere Unternehmen skeptisch, was die „bAV bis zur Absage“ anging. Sie befürchteten in diesem Zusammenhang Mehrbelastungen durch bürokratischen Aufwand. Arbeitnehmer wiederum sehen in vielen Modellen keine attraktiven Angebote. Eine große Anzahl befragter Arbeitnehmer (44%), die keine bAV abgeschlossen hatten, zeigte sich unwissend über die Lukrativität bestimmter Angebote zur betrieblichen Altersvorsorge und auch zu Rahmenbedingungen, wie Möglichkeiten der Vertragsmitnahme beim Wechsel des Arbeitgebers.

Aktives Ausschließen statt aktive Einforderung

Bislang basieren nach Vorlage von Versicherungsmodellen konzipierte Lösungen in der betrieblichen Altersvorsorge. Eine Erweiterung der Angebote in Zusammenspiel mit einer Ausweitung der Nachfrage könnte ein sog. Opt-Out-Modell anstelle des bislang praktizierten Opt-In-Modells bringen.

Zu Deutsch heißt das: Für die angebotenen Modelle und Anlageformen in der bAV wäre es attraktiver, wenn Arbeitnehmer die automatische Zahlung von Beiträgen aktiv ausschließen müssten; Zahlungen in die betriebliche Altersvorsorge also bereits automatisch vom Lohn abgezogen würden. Bislang müssen alle, die an einer bAV interessiert sind, sich aktiv um den Abschluss bemühen. Bietet das Unternehmen aktuell noch keine bAV an, was bei kleinen Unternehmen häufig der Fall ist, ist die Hemmschwelle noch größer. Die Folge: Angebotene Modelle und die Nachfrage nach grundsätzlichem Abschluss einer bAV gehen aneinander vorbei und können sich so nicht angemessen entwickeln.

Mehr Rendite

Mit einer Veränderung der Wahlmöglichkeiten würde sich auch das Spektrum von Anlagemöglichkeiten, für die sich Unternehmen entscheiden könnten, erweitern.

Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI, sagt: Für eine renditestärkere Wirkung der bAV müssen die angebotenen Modelle „stärker Sachwerte einbeziehen und flexibler werden.“

Vor allem der Anlagemix unter Einbeziehung von Aktienwerten würde die fondsbasierte Alterssicherung in der Rendite verbessern und der Form nach amerikanischen Modellen annähern. Hier seien große Teile der Altersvorsorge bereits in Aktien angelegt. Die Modelle der betrieblichen Altersvorsorge basieren dabei auf den sog. Opt-Out-Entscheidungen bzw. der gezielten Absage betrieblich geförderter Altersgelder.

Fazit

Die Freigabe der betrieblichen Altersvorsorge für einen automatisch erfolgenden Aufbau aus Mitteln der Arbeitsentgelts wird sowohl von den Arbeitnehmern als auch am Finanzmarkt mit Vorteilen gesehen. Nicht nur die Wirkung für die spätere erweiterte Sicherung der Arbeitnehmer spielt eine Rolle. Die mehr investierten Mittel würden zudem in ein breiteres Spektrum der Angebote münden.

Die im Vergleich zu anderen Anlageformen in der Regel relativ lange Zeit der Anlage in der bAV kann zudem mit einer leicht risikoreicheren Anlagestrategie verbunden werden, da Zinseffekte über die Dauer mit größerer Sicherheit ausgeglichen werden können.
Mit Material von versicherungsbote.de